Zusammenfassung
Die NÖ Landes- und Universitätskliniken gaben in den Jahren 2014 bis 2016 über 23 Millionen Euro für Blut- und Plasmaprodukte aus. Ihrem Blutmanagement kam dabei die Aufgabe zu, die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
Diese beruhte zu rund 37 Prozent auf der Eigenproduktion der Blutbank des Universitätsklinikums St. Pölten und zu 63 Prozent auf Zukäufen vom Österreichischen Roten Kreuz, wobei Plasmaprodukte von Pharmaunternehmen bezogen wurden. Sowohl die Eigen- als auch die Fremdversorgung stützte sich in Niederösterreich auf unentgeltlich geleistete Blutspenden.
Eine starke Abhängigkeit von einem Anbieter war an sich weder wirtschaftlich noch zweckmäßig. Unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen boten sich für die NÖ Landeskliniken-Holding jedoch praktisch keine Alternativen an.
Fremdversorgung
Die NÖ Landes- und Universitätskliniken kauften die Blutprodukte beim Österreichischen Roten Kreuz ohne Ausschreibung, ohne schriftliche Verträge und zu unterschiedlichen Preisen. Einkaufspreise, Zustelltarife und Zuschläge gab der gemeinnützige Anbieter in der „Preisliste für allgemein öffentliche Krankenhäuser" vor. Das Facheinkäufersystem (Lead Buyer System) stieß dabei an seine Grenzen. Die Preise für die NÖ Landes- und Universitätskliniken waren bei der Blutzentrale Linz um über 30 Prozent höher als bei der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Daher sollten Blutprodukte nur in Ausnahmefällen von der Blutzentrale Linz bezogen werden.
Eigenversorgung
Die Blutbank des Universitätsklinikums St. Pölten stellte vor allem Erythrozytenkonzentrate (Blutkonserven aus roten Blutkörperchen) und Thrombozytenkonzentrate (Blutkonserven aus Blutplättchen) her. Das dabei anfallende Plasma verarbeitete sie nicht selbst, sondern verkaufte es an Hersteller von Plasmaprodukten. In den Jahren 2014 bis 2016 erhielt sie dafür rund 1,4 Millionen Euro.
Das erforderliche Spenderblut bezog die Blutbank von ihrem eigenen und vom Blutspendedienst des Landesklinikums Mistelbach-Gänserndorf. Auf Grund der demografischen Entwicklung nahm das Angebot an Spenderblut ab, während der Bedarf, der in den Jahren 2008 bis 2014 stetig abgenommen hatte, seither wieder
leicht zunahm. Die Blutbanken führten mobile Blutspendeaktionen durch, insbesondere auch um junge Menschen zur Blutspende zu motivieren. Sie sprachen sich dabei mit dem Österreichischen Roten Kreuz ab.
Die Blutbank des Universitätsklinikums St. Pölten stellte in den Jahren 2014 bis 2016 durchschnittlich 21.000 Blutkonserven her, war auf die Herstellung von jährlich 28.000 Blutkonserven ausgelegt und demnach mit rund 75 Prozent nicht voll ausgelastet. Die Herstellungskosten der Blutbank lagen etwas unter den Preisen der vom Österreichischen Roten Kreuz zugekauften Produkte. Daher sollte die Wirtschaftlichkeit und die Zweckmäßigkeit einer besseren Auslastung der Blutbank des Universitätsklinikums St. Pölten und damit einer höheren Eigenversorgung untersucht werden.
Blutgebarung
Die Versorgung innerhalb der NÖ Landes- und Universitätskliniken oblag den 21 Blutdepots, die intern den Blutbedarf erfassten und die Blut- und Plasmaprodukte lagerten, testeten und verteilten. Das erforderte eine fachärztliche Leitung sowie ein entsprechend geschultes Personal.
In den Jahren 2014 bis 2016 verbrauchten die NÖ Landes- und Universitätskliniken jährlich Blut- und Plasmaprodukte im Wert von durchschnittlich 7,7 Millionen Euro, wobei zu rund 87 Prozent Erythrozytenkonzentrate verabreicht wurden. Der jährliche Verwurf lag zwischen vier und neun Prozent und wies bei den Erythrozytenkonzentraten eine Bandbreite von 1,3 bis 33 Prozent auf, was auf mögliche Verbesserungen hinwies. Die Produktkosten der verworfenen Blutprodukte betrugen 0,67 Millionen Euro jährlich.
Daher sollte der Verwurf durch eine entsprechende Blutgebarung und Qualitätssicherung minimiert werden. Das betraf die Organisation des Blutdepots, den Transfusionsprozess sowie ein Behandlungskonzept (Patient Blood Management) zur Vermeidung von Blutarmut und Blutverlusten vor, während und nach operativen Eingriffen.
Um den Blutverbrauch insgesamt besser steuern zu können, fehlten eingriffsbezogene Verbrauchsstatistiken und darauf gestützte Vergleiche. Die gesetzlich normierten Leistungsdaten und Meldungen zum Blutverbrauch erfolgten teilweise unvollständig bzw. unrichtig.
Aufsicht
Die Bezirksverwaltungsbehörden waren im Rahmen ihrer sanitären Aufsicht gefordert, die Blutgebarung der NÖ Landes- und Universitätskliniken nach dem im März 2016 erschienenen Handbuch für Blutgebarung des Bundesministeriums für Gesundheit zu überprüfen.
Die NÖ Landesregierung sagte in ihrer Stellungnahme vom 17. April 2018 im Wesentlichen die Umsetzung der Empfehlungen des Landesrechnungshofs zu. Zudem teilte sie mit, dass bereits eine Arbeitsgruppe zur einheitlichen Abwicklung und Beschaffung von Blut sowie Blutprodukten über das zentrale Materialwirtschaftssystem SAP-MM ins Leben gerufen wurde.